Слайд 1Mehrsprachigkeit
Jeļizaveta Babiča
Universität Lettlands
2018
Слайд 2Mehrsprachigkeit
Auf der Erde werden sechs- bis siebentausend verschiedene Sprachen gesprochen.
In der näher Zukunft sterben viele Sprachen aus und Sprachen
wie Englisch oder Spanisch erlangen eine größere Bedeutung.
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Jeder zweiter Mensch kann in mindestens zwei verschiedenen Sprachen
kommunizieren.
Mehrsprachigkeit hat verschiedene Facetten und steht unter dem Einfluss unterschiedlicher
Variablen.
Слайд 4 Was ist Mehrsprachigkeit?
Das Beherrschen einer einzigen Sprache ist eine
höchst komplexe Leistung, aber Menschen sind in der Lage, mehrere
Sprachen zu erlernen und anzuwenden, ohne sie durcheinander zu bringen.
Wenn man gleiche Sprachniveau in zwei Sprachen verfügt, wechselt man höchst flexibel, schnell und sicher zwischen ihr hin und her.
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist multilingual.
Слайд 5Definition
Es gibt keine allgemeingültige Definition der Mehrsprachigkeit.
Multilingual = Mehrsprachig
Definition 1:
Personen,
die mehr als eine Sprache von Geburt an erworben haben.
Definition
2:
Personen, die mehr oder weniger regelmäßig in mehr als einer Sprache kommunizieren.
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Die wichtigste Variablen:
Das Alter bei Beginn des Spracherwerbs
Die Art
des Spracherwerbs
Das Leistungsniveau in der Sprache
Слайд 7Alter beim Spracherwerb
Kinder fällt es leichter eine Sprache zu erlernen
als Erwachsenen.
Das Alter beim
Spracherwerb
bezeichnet das Alter, in
dem
man zum ersten
Mal mit der jeweiligen
Sprache in Kontakt kommt bzw. in dem das erlernen der Sprache beginnt.
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Drei/fünf/… Jahre
Beispiel: man zieht im dritten/fünften/… Lebensjahr in
ein anderes Land um und dort mit einer neuen Sprache
zu Kontakt kommt
Frühe Mehrsprachige
Beispiel: Wenn die Sprache innerhalb der ersten Lebensjahre erworben wurde
Späte Mehrsprachige
Beispiel: Die Sprache wird nach dem sechsten Lebensjahr erlernt
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Einteilung in frühe und späte Mehrsprachigkeit geht auf das
Konzept der
„kritischen“
oder „sensitiven“
Periode für den Spracherwerb zurück.
Die frühe Kindheit darstellt eine Periode, in welcher der Spracherwerb besonders gut möglich ist.
Die Spracherwerbsfähigkeit soll abnehmen beziehungsweise auf anderen Mechanismen beruhen.
Слайд 10Die kritische Periode scheint sich insbesondere auf den Erwerb der
Syntax auszuwirken.
Gegen die kritische Periode sprechen Daten von mehrsprachigen Personen,
die trotz späten Spracherwerbsalters ein hohes Leistungsniveau erreicht haben.
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Generell gilt:
Je früher eine Sprache erlernt wird, desto
größer ist die Wahrscheinlichkeit, ein hohes Leistungsniveau zu erreichen.
Слайд 12Art der Spracherwerbs
Der Art des Spracherwerbs wird unterschieden
Zweite oder dritte
Sprache wird erworben, wie eine Muttersprache
Beispiel: durch das Aufwachsen
in einer mehrsprachigen Umgebung
Sprache wird kontrolliert und formal erlernt
Beispiel: in einem Sprachkurs
Слайд 13Leistungsniveau der Sprache
Das Leistungsniveau der Sprache bezeichnet, wie gut eine
Sprache beherrscht wird.
Слайд 14Balancierte und dominante Mehrsprachigkeit
Balanced Multilinguals sind die Leute, denen Leistungsniveau
in der Sprachen vergleichbar gut ist.
Dominant Multilinguals sind diejenigen, die
in einer der Sprachen ein besseres Leistungsniveau haben als in der oder anderen Sprachen.
Heritage Bilinguals sind die Leute, die mit ihrer Familie in fremdsprachigen Ausland leben, die Landessprache, die z.B. in der Schule und mit Freunden gesprochen wird, besser beherrschen als ihre Muttersprache.
Слайд 15Besonderheiten mehrsprachiger Experimente
Bei der Forschung zum Thema Mehrsprachigkeit sind viele
experimentelle und methodische Aspekte zu beachten.
Слайд 16Homogene Gruppen
Der Sprachhintergrund
Das Leistungsniveau in der Sprachen
Die Anzahl und Art
der Sprachen, die beherrscht werden
Der Sprachmodus
Alter, Geschlecht, psychometrische Variablen, sozioökonomischer
Status und Bildungsstatus der Versuchsteilnehmer
Слайд 17Cognates
Cognates (homographe und homophone Wörter) – Wörter gleichen etymologischen Ursprungs
mit ähnlicher phonologischer Form.
Beispiel: eng. House und dt. Haus
Interlinguale homographe
Wörter – Wörter, die in beiden Sprachen gleich geschrieben werden, aber nicht die gleiche Aussprache, Bedeutung oder Funktion haben.
Beispiel: end. Boot (Stiefel) dt. Boot
Слайд 18Modelle der Mehrsprachigkeit
Es gibt verschiedene Modelle der Mehrsprachigkeit.
Sie befassen
sich mit der Eizenlwortverarbeitung und der Frage, wie die Lexika
der Sprachen repräsentiert sind.
Es gibt ein gemeinsames semantisches oder konzeptuelles System für alle Sprachen.
Beispiel: Priming-Effekt
Beim cross-linguistischen Priming wird ein Prime aus Sprache A verwendet und sein Einfluss auf die Verarbeitung des folgenden Zielitems aus Sprache B erhoben.
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Das Lexikon des Sprechers enthält Wörter aller Sprachen (integriertes
Lexikon) oder es gibt pro Sprache je ein separates Lexikon.
(?)
Слайд 20Revised-Hierarchical-Model (RHM)
Autoren: Judith Kroll, Erika Stewart
Das Modell beschreibt die Entwicklung,
den Aufbau und den Zugriff der verschiedenen mentalen Lexika auf
die gemeinsamen mentalen semantischen Konzepte bei mehrsprachigen Menschen mit spätem Spracherwerb.
Слайд 21L1
Lexikalische Repräsentation der Erstsprache
L2
Lexikalische Repräsentation der Zweitsprache
Konzept / Semantik
Lexikalische Verbindungen
Konzeptuelle
Verbindungen
Das Revised-Hierarchical-Model (RHM)
Слайд 22Das Bilingual-Interactive-Activation-Model
Autoren: Ton Dijkstra, Walter van Heuven
BIA geht von einem
integrierten Lexikon aus.
Der Zugriff auf dieses Lexikon erfolgt nicht-selektiv, es
werden also immer Einträge aus beiden Sprachen aktiviert.
Zusätzliche Repräsentation von Sprachknoten angenommen, die hierarchisch über Ebene der Wörter und Buchstaben liegt.
Das Aktivierungsniveau der Wörter hängt aber auch vom Leistungsniveau in der Sprache und ihrer individuellen Frequenz ab.
Слайд 23Inhibitory-Control-Model
Autor: David Green
Das Modell geht von verschiedenen Kontrollmechanismen aus, die
entsprechend der Aufgabe und des Kontextes die Zielsprache bestimmen und
die Nicht-Zielsprache inhibieren.
Слайд 24Andere Modelle
Andere Modell gehen davon aus, dass der lexikalische Selektionsmechanismus
nur die lexikalischen Knoten der Zielsprache in Betracht zieht. Die
Nicht-Zielsprache wird dabei gar nicht einbezogen, sodass die lexikalische Selektion wie im monolingualen System verlaufen kann.
Слайд 26Aphasien bei mehrsprachigen Patienten
Es gibt zahlreiche Berichte von mehrsprachigen Aphasiepatienten,
die eine hohe Diversität in den Störungsmustern in einer der
Sprachen oder auch in mehreren Sprachen zeigen können.
Aphasie – Verlust des Sprechvermögens oder Sprachverstehens infolge einer Erkrankung des Sprachzentrums im Gehirn
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Erholungsmuster:
Parallele Erholung
Selektive Erholung
Sukzessive Erholung
Differenzielle Erholung
Antagonistische Erholung
Alternierend Erholung
Vermischende Erholung
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Störungs- oder Erholungsmuster sind unabhängig vom:
Alter bei Spracherwerb
Art des
Spracherwerb
Leistungsniveau
Der Häufigkeit, mit welcher die eine oder andere Sprache genutzt
wurde
Umgebungssprache
Alter der Patienten
Art der Aphasie
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Ein Problem der mehrsprachigen Aphasieforschung ist, dass es relativ
schwierig ist, das prämorbide Sprachleistungsniveau in den Sprachen verlässlich zu
erheben.
Prämorbid – „vor dem Ausbruch einer Krankheit“.
Слайд 30
Obwohl die Störungsmuster der bi- oder multilingualen Aphasien anzeigt,
dass eine separate Schädigung oder Inhibition nur einer der Sprache
möglich ist, weise die bildgebenden Verfahren eher auf ähnliche, überlappende, gemeinsam genutzte Repräsentationen und Verarbeitungsmechanismen mehrerer Sprachen hin.
Слайд 31Neurowissenschaftliche Befunde bei gesunden Mehrsprachigen
Die bisherigen Studien vergleichen die zeitlichen
Komponenten der Erstsprachverarbeitung mit denen der Verarbeitung einer zweiten oder
dritten Sprache und beschreiben ihre Abhängigkeit vom Erwerbsalter und vom Leistungsniveau.
Слайд 32
Verschiedene Studien konnten zeigen, dass das Erwerbsalter einen besonderen
Einfluss auf die syntaktische Verarbeitung hat.
Beispiel: Die Ganz wurde im
gefüttert
Bei der Verarbeitung semantischer Fehler scheint das Erwerbsalter einen weniger starker Effekt zu haben.
Beispiel: Der Ozean wurde gefüttert
Слайд 33Neuere Studien
Neuere Studien untersuchen den Prozess des Sprachlernens auch längsschnittlich
im Verlauf des Lernprozesses.
Das Gehirn schon nach 6 bis 28
Lernstunden unterschiedliche Potenziale in Reaktion auf Wörter und Nichtwörter der neuen Sprache zeigt.
Слайд 34Überlappende oder getrennte Hirnareale?
Studien mit der Magnetresonanz-Tomographie (fMRT) ist
in der Frage, ob die verschiedenen Sprachen in den gleichen
oder räumlich getrennten Hienarealen repräsentiert sind oder ob dies vom Spracherwerbsalter und/oder dem Leistungsniveau in den Sprachen abhängt.
Hirnareale – sind strukturell,
topografisch oder funktionell
abgrenzbare Bereiche des
Gehirns.
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Beim Vergleich der Hirnaktivierungsmuster früher und später Mehrsprachiger zeigt
sich auch hier ein besonderer Effekt des Erwerbsalters auf die
syntaktische Verarbeitung der Sprache.
Bei Personen mit spätem Spracherwerb werden die links frontalen Hirnregionen stärker aktiviert als bei Personen mit frühem Spracherwerb, auch wenn beide Gruppen ein Leistungsniveau in den Sprachen haben.
Das bedeutet, dass diejenigen mit spätem Zweitspracherwerb die syntaktischen Regeln dieser Zweitsprache anders verarbeiten.
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Bei vielen höheren kognitiven Funktionen zeigt sich ein positiver
Zusammenhang von Aufgabenschwierigkeit und Hirnaktivierung:
Je schwieriger oder komplexer die kognitive
Verarbeitung ist, desto mehr Ressourcen werden eingesetzt und desto stärker ist die Hirnaktivierung.
Слайд 37Deklarativ-prozedurales Modell
Dieses Sprachverarbeitungsmodell geht davon aus, dass Sprache durch zwei
unterschiedliche Lern- und Gedächtnissysteme erworben wird.
Das deklarative System beinhaltet erworbenes
Wissen.
Beispiel: Faktenwissen (Paris ist die Hauptstadt von Frankreich)
Das prozedurale System hingegen enthält implizit erworbenes Wissen und Prozeduren.
Beispiel: wie man Fahrrad fährt
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Semantisch-lexikalisches Wissen, also z.B. die Bedeutung von Wörtern, eher
explizit-deklarativ erlernt und verarbeitet wird.
Syntaktische Regeln hingegen werden eher implizit-prozedural
erworben und verarbeitet.
explizit-deklarativ – speichert Informationen, die bewusst wiedergegeben werden können
implizit-prozedural – wirkt sich auf Erleben und Verhalten des Menschen aus, ohne dabei ins Bewusstsein zu treten
Слайд 39Aktivation-Treshold-Modell
Jede der Sprachen hat einen gewissen Schwellenwert, der bestimmt, wie
gut auf die Sprache zugegriffen werden kann: je höher er
ist, desto schwieriger ist der Zugriff auf die Sprache.
Die höhe des Schwellenwertes kann von verschiedenen Variablen beeinflusst werden.
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Abhängig von:
Leistungsniveau
Je besser das Leistungsniveau, desto geringer ist der
Schwellenwert, desto einfacher der Zugriff auf die Sprache.
Frequenz des Zugriffs
Wenn
auf eine Sprache sehr häufig zugegriffen wird und der Zugriff noch nicht lange zurück liegt, ist er geringer und umso einfacher ist der Zugriff.
Слайд 41Schematische Darstellung des Activation-Treshold-Modell
Zugriff
Treshold
Schlecht
Sehr gut
hoch
gering
Leistungsniveau
Frequenz
Zeitpunkt
Pathologien
…
Слайд 42Einfluss von Leistungsniveau, Frequenz und Pathologien
Das Activation-Treshold-Modell ist in der
Lage, den Einfluss von Leistungsniveau, Frequenzunterschieden und Pathologien auf die
Verarbeitung mehreren Sprachen zu erklären.
Modell bleibt unspezifisch, was die Lokalisation der einzelnen Sprachfunktionen angeht.
Слайд 43Kein allgemein-gültiges Modell
Zusammenfassung:
Modelle zur Mehrsprachigkeit ergänzen sich gegenseitig,
Bisher es gibt
kein allgemeingültiges Modell der Mehrsprachigkeit.
Vor dem Hintergrund der großen Variabilität
der Mehrsprachigkeit und der Komplexität des Sprachsystems wird es wahrscheinlich auch in Zukunft kein allgemeingültiges Modell geben.
Слайд 44Literaturverzeichnis
Barbara Höhle „Psycholinguistik“
https://flexikon.doccheck.com/de/Pr%C3%A4morbid
https://flexikon.doccheck.com/de/Hirnareal
https://psylex.de/psychologie-lexikon/gehirn/gedaechtnis/deklaratives.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Implizites_Ged%C3%A4chtnis