Слайд 1Wortschatz der deutschen Sprache aus diachronischer Sicht
Слайд 2Plan
1. Wortschatz im AHD
2. Wortschatz im MHD
3. Wortschatz im FNHD
Слайд 3Die Bereicherung des Wortschatzes in der althochdeutschen Zeit
Слайд 4Den Grundstock des althochdeutschen Wortschatzes bildet das von den westgermanischen
Großstämmen aus der gemeingermanischen Zeit ererbte Wortgut
Слайд 5In der althochdeutschen Zeit vollzieht sich die weitere Entwicklung und
Bereicherung des deutschen Wortschatzes im engen Zusammenhang mit der Entwicklung
des deutschen Schrifttums.
Слайд 6Hauptquelle bei der Bereicherung des Wortschatzes diente natürlich das bereits
vorhandene heimische Wortgut, das durch Ableitung, Zusammensetzung und Bedeutungswandel den
neuen Bedürfnissen angepasst wurde
Слайд 7vom Stamm des Verbs kunnan 'können', 'verstehen', 'wissen' wird das
abstrakte Substantiv kunst 'Wissen', 'Verständnis', 'Geschicklichkeit', 'Weisheit' gebildet.
Слайд 8Einige einfache Wörter werden zu Kernwörtern großer Wortfamilien.
faran 'fahren', 'gehen',
'wandern' — abfaran 'verschwinden' arfaran 'ausgehen', 'weggehen', 'einholen', 'erreichen', 'erfahren',
forafaran 'vorausgehen', furfaran 'vorübergehen', 'vergehen', 'zugrundegehen', 'sterben', duruchfaran 'durchgehen', 'durchdringen', 'durchforschen', hinafaran 'weggehen', infaran 'entgehen', 'entkommen', ingeginfaran 'entgegengehen', uzfaran 'ausgehen' 'herausgehen', zifaran 'vergehen' — fart 'Weg', 'Reise', 'Fahrt', wege-fart 'Wanderung', 'Reise', giferte 'Gefährte', fertig 'zum Abgang, zur Reise fertig' > 'fertig';
Слайд 9die meisten neuen abstrakten Wörter sind aus heimischem Sprachgut geschaffen,
wobei aber die Lehnübersetzung eine große Rolle spielt.
lat. prinicipium 'Prinzip'
('Anfang') — ahd. anegenge (zu anegangan 'anfangen'); lat. infinitus 'unendlich' — ahd. unentlich; lat individuus 'unteilbar' (zu dividere 'teilen') — ahd. unspaltig (zu spaltan 'spalten').
Слайд 10Durch Umschreibung schuf man folgende Termini: lat. subjektum — ahd.
das undere ('was zugrunde liegt'); lat. pretedicatum — ahd. das
ubarzimber ('was auf der Grundlage weitergebaut wurde').
Слайд 11Die lateinischen Entlehnungen der althochdeutschen Zeit.
Es sind Wörter aus
dem Bereich des Kirchen - und des Schulwesens.
lat. claustrum
— ahd. klostar 'Kloster', lat. templum — ahd. tempal 'Tempel', lat. monasterium — ahd. munistri 'Münster', lat. monachus — ahd. munih 'Mönch', lat. nonna—ahd. nunna 'Nonne', lat. abbas, abbatem — ahd. abbat 'Abt', lat. peregrinus — ahd. piligrim 'Pilger', lat. crucem — ahd. kruzi 'Kreuz', lat. presbyter — ahd. priestar 'Priester'.
Слайд 12lat. scola ahd. scuola 'Schule', lat. scribere — ahd. scriban
'schreiben', lat. tincta ahd. tincta 'Tinte', lat. tabula — ahd.
tavala 'Tafel', lat. pergamenum — ahd. pergamin 'Pergament'.
Слайд 13Wortbildung der Substantive
bedeutende Anzahl von Suffixen sind aus dem
Urgermanischl ererbt: -ing (kun-ing, arm-ing), -in (friunt-in), -t (sa-t), -i
(hoh-i -ida (rein-ida), -niss, -nass, -nuss (ein-nissi)
Слайд 14In Verbindung mit dem intensiven Wachstum der Abstrakta entstehen in
der althochdeutschen Zeit eine Reihe neuer Suffixe. Das sind die
Suffixe -heit, -scaft (d. -schaff), -tuom (d. -tum). Sie entwickeln sich aus selbständigen Wörtern, die zuerst als die zweite Komponente zusammengesetzter Wörter fungierten und sich allmählich zu Ableitungssuffixen entwickeln.
Слайд 15Es erfolgt auch die Umdeutung alter Suffixe und deren Anpassung
an die neuen Verhältnisse. So erhält das Suffix -ung, das
im Urgermanischen in den Lautformen -ing, -ung die Abstammung (Nibelungi, Ca-rolingi) oder die Zugehörigkeit zu einer Menschenart bezeichnete (kuning) 'König', arming 'Armer', ediling 'Edelmann') eine neue Funktion. Es wird weitgehend zur Bildung von Verbalabstrakta gebraucht, z. B. wirk-ung-a 'Wirkung', sceid-ung-a 'Teilung', heil-ung-a 'Heilung', ler-ung-a 'Lehre' u. a.
Слайд 16Aus dem Lateinischen wird in der vorliterarischen Zeit das Suffix
ahd. -ari (lat. -arius, d. -er) entlehnt, das außerordentlich produktiv
bei der Bildung der nomina agentis wurde, z. B. gartin-ari 'Gärtner', snit-ari 'Schnitter', fisk-ari 'Fischer', scrib-ari 'Schreiber', ler-ari 'Lehrer'; es diente auch zur Bezeichnung von Personen im Allgemeinen, z. B. lugin-ari 'Lügner', meld-ari 'Angeber'.
Слайд 17Konversion
Die Wortbildung durch Konversion ist im Althochdeutschen sehr verbreitet. Durch
Einreihung in die o-Deklination sind die Substantive helf-a 'Hilfe' (zu
helfan 'helfen'), klag-a 'Klage' (zu klagon 'klagen'), giloub-a 'Glaube' (zu gilouben 'glauben') gebildet; durch Einreihung in das Paradigma der i-Deklination (Feminina) sind die Substantiva flug 'Flug' (zu fliogan 'fliegen'), sprung 'Sprung' (zu springan 'springen') gebildet.
Слайд 18Zusammensetzung
Ein beliebtes Wortbildungsmittel in allen altgermanischen Sprachen auch die Zusammensetzung.
Besonders
verbreitet sind die Bestimmungskomposita, z. B. erd-bi 'Erdbeben', beta-hus 'Bethaus',
'Kirche', boum-garto 'Garten'.
Слайд 19substantivische Stämme —seo-fogal 'Seevogel', gast-hus 'Gasthau
adjektivische Stämme — ubil-tat 'Übeltat',
mitti-tag 'Mitta;
Verbalstämme — slaf-kamara 'Schlafzimmer', hengi-lachan 'hang';
Stämme der Adverbien, Numeralien,
Präpositionen — näh-buro 'Nachbar', ein-sidilo 'Einsiedler', widar-sacho 'Feind', 'Widersache
Слайд 20Es überwiegen die echten Komposita, deren erste Komponente ein Stamm
ist. Hier sind zwei Modelle zu unterscheiden:
(Wurzel + Wurzel) +
Flexion, z. B. gast-hüs 'Gasthaus', himil-richi 'Himmelreich',
Слайд 21(Wurzel + Bindeelement + Wurzel) + Flexion, z. B. taga-lic
'Tageslicht' bruti-gomo 'Bräutigam', wo das Bindeelement etymologisch ein altes stammbildendes
Suffix ist, und tago-sterno 'Morgenstern', wo Bindeelement mit dem alten stammbildenden Suffix nichts zu tun hat
Слайд 22Die unechten Komposita, deren erste Komponente eine flektier Wortform ist,
sind im Althochdeutschen noch spärlich. Das sind zum Beispiel: kuninges-hof
'Königshof', sunnun-tag 'Sonntag' u. a.
Слайд 23Wortbildung der Adjektive
Das Althochdeutsche erbte vom Urgermanischen die Ableitungssuffixe
der Adjektive -ag (bluot-ag 'blutig'), -ig (kreft-ig 'kräftig'), -isc (himil-isc
'himmlisch', ird-isc 'irdisch'), -in (guld-in 'golden', isarn-< 'eisern').
Von den Präfixen der Adjektive ist vor allem un- zu nennen: kund, 'bekannt' — un-kund 'unbekannt'.
Слайд 24Im Laufe des althochdeutschen Zeitalters entwickelten sich mit der intensiven
Bereicherung des Wortschatzes neue Ableitungssuffixe: -lich, -bari (d; -bar), -haft,
-sam.
Слайд 25Das Suffix -lich entwickelte sich aus dem Substantiv ahd. lich
'Leib' (vgl. d. Leiche), 'Gestalt' und bezeichnete die Ähnlichkeit, z.
B. wip-lich 'weiblich' (zu wib 'Weib'), fiant-lich 'feindlich' (zu fiant 'Feind'). In der Übersetzungsliteratur wurde dieses Suffix zur Bildung zahlreicher Adjektive mit abstrakter Bedeutung benutzt, z. B. geist-lich 'geistlich' (zu geist 'Geist'), un-ent-lich 'unendlich' (zu enti 'Ende').
Слайд 26Das Suffix -bari entwickelte sich aus einem Verbaladjektiv zum Stamm
des Verbs ahd. beran 'tragen', 'hervorbringen', 'gebären', das soviel wie
'bringend', 'gewährend' bedeutete, z. B. ahd. trost-bäri 'Trost bringend','tröstend' (zu trost 'Trost'), danc-bäri 'dankbar' (zu danc 'Dank').
Слайд 27Das Suffix -haft ist etymologisch ein altes Verbaladjektiv, gleichstammig mit
den Verben heffen 'heben', haben 'haben'; es bezeichnet den Besitz,
z. B. sigi-haft 'sieghaft' (zu sigi 'Sieg'), sunt-haft 'sündhaft' (zu sunta 'Sünde').
Слайд 28Die Zusammensetzung
Die Zusammensetzung spielt in der Wortbildung der Adjektive
eine geringere Rolle als die Ableitung. Im Althochdeutschen überwiegen eigentliche
Zusammensetzungen. Als erste Komponenten erscheinen meistens:
substantivische Stämme, z. B. fart-muodi 'müde von der Wanderung', got-forht 'gottesfürchtig';
adjektivische Stämme, z. B. wit-mari 'weitbekannt', halbtot 'halbtot'.
Слайд 29Wortbildung der Verben
. Vom Urgemanischen erbte das Althochdeutsche eine
beträchtliche Anzahl schwacher Verben, die von substantivischen, adjektivischen, adverbialen und
verbalen Stämmen abgeleitet waren: ahd. alt 'alt' — alten 'altern', 'alt werden'; fül 'faul' — fülen 'faulen', 'verfaulen'; fol 'voll' — füllen 'anfüllen', enti 'Ende' — entön 'endigen', 'beendigen', ouga 'Auge' — ougen, ar-ougen 'zeigen', offan 'offen' — offanön 'öffnen', 'eröffnen', 'kund tun', brinnan 'brennen' (st. V.) — brennen 'brennen machen', 'anbrennen', 'verbrennen'.
Слайд 30Die alten Ableitungssuffixe dieser Verben erscheinen im Althochdeutschen als stammbildende
Suffixe der schwachen Verben und gehören somit zu ihrer Formenbildung
Präfigierung.
Eine große Rolle spielen in der Wortbildung starker und schwacher Verben Präfixbildungen. Als echte Präfixe erscheinen bereits im Althochdeutschen bi- (d. be-), gi- (d. ge-), ir-, ur-(d. er-), for(a)-, fur(i)- (d. ver-), zi(r)-, za(r)- (d. zer-), int-, ant- . Diese Präfixe entwickelten sich aus Präpositionen und Lokaladverbien:
Слайд 31Im Althochdeutschen gibt es auch eine Reihe von sog. trennbaren
Präfixen
Слайд 33PLAN
Innovationsbereiche
Der religiöse Wortschatz
Höfischer Wortschatz
Semantische Neubesetzung ererbter Wörter
Sach-
und Alltagswortschatz
Wortbildung im Mittelhochdeutschen
Слайд 34Für den Wortschatz sind zwei entgegengesetzte Richtungen charakteristisch:
1. Die weitere
Vertiefung der mundartlichen Unterschiede unter den Verhältnissen der feudalen Zersplitterung.
2.Der
Ausgleich der mundartlichen Differenzen, welche durch den Verkehr zwischen den einzelnen Ländern ermöglicht wird.
Слайд 35Die Besonderheiten in der Entwicklung des mittelhochdeutschen Wortschatz:
Der Abfall
einen gewissen Anzahl veraltender Wörter.
Die veraltenden Wörter werden durch jüngere
Wörter verdrängt. z.B.
ahd. tult ‘Kirchenfest‘ wird durch das ahd. fira, mhd. vire ‘Feier‘und durch mhd. vest (‘Fest‘ — aus dem lat. Adj. festus) verdrängt.
ahd. kuningstuol ‘Königsstuhl‘ weicht im 13. Jh. dem aus dem Französischen entlehnten mhd. thron.
Слайд 36Der Bedeutungswandel
Viele Wörter änderten ihre Bedeutungen. z.B.
ahd. hel >
mhd. hell zuerst bedeutet ‘tönend’, ‘hallend’; im Mhd.auch ‘licht’, ‘glänzend’.
ahd.,
mhd. hogezit ‘Fest’ im Mhd. wird auch in der Bedeutung ‘Hochzeit’
ahd. sero ‘schmezlich’ im Mhd. begann man dieses Wort zur Bezeichnung der Intensivität zu gebrauchen.
Слайд 37 Die Entwicklung der abstrakten Lexika.
Große Bedeutung für die Entwicklung der
abstrakten Lexik durch Abteilung, Zusammensetzung und durch die Bedeutungswandel hatten
die philosophischen Schriften der Mystiker im 12.-14. Jh.
begreifen, Eigenschaft, Verständnis, Eindruck, Einfluss, Zufall, einleuchten, einstehen, eigentlich, gelassen, bildlich, Einbildend, unaussprechlich, grundlos.
Die Mystiker bedienten sich den neuen Suffixen – heit, -nis, -ung.
Слайд 38Wortschatz der höfischen Dichtung und des Heldenepos.
Sehr viele Wörter wurden
aus dem Französischen entlehnt. Sie widerspiegeln verschiedene Seiten des ritterlichen
Lebens.
mhd. kastel ‘Turnier’, panzier ‘Panzer’, palais ‘Saalbau’, vloite ‘Flöte’, turnei ‘Turnier‘.
Aus der Französischen Sprache wird auch das Suffix –ieren entlehnt: parlieren, buchstabieren.
Слайд 39. Die Entwicklung der Berufslexik.
Mit der Entwicklung des Handels, der Gewerbe,
kommen neue Wörter auf.
mnl. ware, mhd. ware ‘Gewahrsam’,
mhd.
stapel, fracht, arzat (Arzt), hantwerker (Handwerker), beker (Bäcker) bot, mazgenoze (Matrose)
Слайд 40Entlehnungen aus benachbarten Sprachen:aus
dem Italienischen — netto, bank, konto;
aus den
slawischen Sprachen — graupe (tschech. kroupa), grenze (poln.graniza), gurke (poln.
ogorek), quark (poln. twarog)
aus dem Lateinischen — grammatic, arithmetica, musika, astronomie.
Слайд 41der Wortschatz wurde im Laufe der Zeit erweitert durch :
Wortimport,
also Entlehnungen aus Kontaktsprachen
Neubildung
Слайд 42Entwicklungen
Wörter wie Mt, ere, edel, getriuwe, die im Althochdeutschen
mit eher profan-konkreten Bedeutungen >SchmerzPrestige
wurden, werden in religiösen Kontexten mit abstrakteren, ethischen Konnotationen gebraucht.
Слайд 43Lehnprägungen
Lehnprägungen nach lateinischen Vorbildern sind in den religiösen Texten belegt,
z.B.:
bediutesal nach mysterium (Lehnschöpfung),
anbläsunge nach inspiratio (Lehnübersetzung)
genamhaft
nach nominatus (Lehnübertragung).
Слайд 44Vertreter einer mystischen Religiosität (Geistliche des Dominikaner und Franziskanerordens) waren
mit dem Paradox konfrontiert.
Das führte zu sehr charakteristischen Wortneubildungen.
Слайд 45Typische »mystische« Wortbildungsmuster
Komposita mit niht-: nihtgeist, nihtgot, nihtbilde, nihtsuochen, nihtwellen.
Negative Bildungen mit un-: Unwesen, unwortlich, Adjektive häufig zum Ausdruck
einer Unmöglichkeit: ungedenklich, ungruntlich, unsprechelich, unsehelich.
Verben mit ent-: entnemen, entsetzen, entsinken, entsweben, entvormen, entwerden.
Verben mit ver-: versmelzen, vervliezen, verwerden.
Adjektive mit -lös: büdelös, endelös, grundelös, vormelös, wortelös.
Слайд 46Abstrakta auf -/reit: geschaffenheit, gewordenheit, einvaltecheit, heimelicheit.
Abstrakta auf -unge:
bewegunge, bezeichenunge, begrifunge, schouwunge, betrahtunge, infliezunge.
Konversion (Überführung in eine
andere Wortart ohne zusätzliches Ableitungsmorphem): das al, das eigen, daz lidensuln, das gelitenhän, ein insweben, ein inbilden gotes.
Слайд 47Höfischer Wortschatz
Lehnwörter : Infolge des höfischen Kulturtransfers gelangte eine große
Anzahl von französischen Lehnwörtern ins Mittehochdeutsche.
Слайд 48• Personen:
amis >Geliebter< (amis);
barun >Baron< (baron);
bovelste >(Kriegs-)Volk< (poblus);
garzun >Knappe< (garcon);
kumpan >Gefährte< (compain);
prinze >Prinz< [prince);
serjant
>Fußsoldat, Knappe« (serjant);
chevalier > Ritter« (chevalier).
Слайд 49Ritterliche Ausrüstung:
baniere >Fahne, Banner« (baniere);
barbiere >Gesichtsschutz< (barbiere);
harnas >Harnisch< (harnais);
kollier
> Halsschutz« (collier);
lanze >Lanze< (lance);
zimiere > Helmschmuck« (cimiere);
veitiure > Ausrüstung« (faiture).
Слайд 50Kampf, Jagd, Turnier:
batalje >Kampf< (bataille);
panieren >mit der Lanze angreifen«
(poignier);
tunrnei > Turnier« (tornei);
turnieren >im Turnier kämpfen« (torneier).
Слайд 51Höfische Geselligkeit:
schach >Schach< (eschac);
mat >Schachmatt< (mat);
roch > Turm
im Schach« (roc);
pris >Lob, Preis« (ipris).
Слайд 52• Luxusgegenstände, Kleidung:
kursit >Pelzrock< [corset);
schapel >Haarschmuck< [chapel);
wambeis >Wams
[wambeis);
stival >Stiefel< (estival).
Слайд 53Speisekultur:
kaneel >Zimt< {canele);
rosine> Rosine< (roisin);
saffran >Safran« (safran);
plateel
>Teller< (platel);
tabelit > Tablett« (tablet);
intremeis >Zwischenimbiss< (entremes).
Слайд 54• Architektur:
barbigan >Vorbau, Festung« (barbecane);
erkere »Schiels scharte« (arquiere);
palas >Palast
(palais);
schuhtel >Schloss< (scliusicl)
Слайд 55• Literatur, Kunst, Musik:
aventiure > [aventiure);
rim >Reim< (rime),
vioyte
>Flöle< [floite);
schalemie 'Schalmei' {chnlemie);
Слайд 56Umgangsformen:
merzi „Danke“
saluieren „grüßen“
kurties „höfisch“
parlieren „sich unterhalten“
Слайд 57Für manche dieser Wörter standen durchaus heimische Synonyme zur Verfügung.
Als
Bezeichnung für den Geliebten oder die Geliebte gab es bereits
im Althochdeutschen das Wort fridil, das in der Form mhd. vri(e)del weitergeführt wurde; amis erweckte aber offenbar vornehmere Assoziationen. Für Volk, Leute« konnte man Hute, volk, diet sagen; doch wer als Adeliger von povel sprach, konnte mit dieser Wortwahl zum Ausdruck bringen, dass er selbst gerade dazu nicht gehörte. So gesehen war die mit französischen Fremdwörtern durchsetzte Sprache auch die Sprache einer sich abgrenzenden sozialen Schicht, ein Soziolekt.
Слайд 58Gelangten Dinge erst im Zuge des Waren- und Kulturtransfers von
Frankreich nach Deutschland, mussten die entsprechenden Bezeichnungen mit übernommen werden.
Bei einer Reihe von Wörtern und Sachen war allerdings das Französische nur Vermittler: Die ganze Schachterminologie kommt wie das Spiel über Frankreich aus dem Orient. Auch viele Musikinstrumente oder Textilstoffe sind wie ihre Bezeichnungen orientalischen (arabischen oder persischen) Ursprungs und wurden im deutschen Sprachraum erst durch den Kontakt mit französischen Adelskreisen bekannt.
Слайд 59der Umweg über das Mittelniederländische
Ein Teil des französischen Lehnwortschatzes dürfte
aber nicht durch direkten französisch-deutschen Austausch, sondern auf dem Umweg
über das Mittelniederländische ins Hochdeutsche gelangt sein. Das Einflechten mittelniederländischer Wörter - von den Zeitgenossen als vlemen bezeichnet - galt als sprachliches Prestigesignal. Relativ häufig in der höfischen Literatur verwendete Wörter sind z. B. baneken >spazieren gehen«, wapen >Waffen«, dorpsere >Bauer, Dorfdepp« und ors >Pferd«. Mnl . wapen entspricht mit unverschobenem germ. *p genau ahd., mhd. wafen und trat - als vornehmeres Synonym - dazu in Konkurrenz.
Слайд 60Erst sekundär bildete sich die Bedeutungsdifferenzierung heraus: Waffen sind das,
womit man kämpft, das Wappen ist das ritterliche »Logo« auf
den Waffen und anderen ritterlichen Accessoires. Aus dem dorpsere wurde durch Dissimilation der beiden r zunächst dorpel, dann durch Assimilation dölpel und schließlich mit t für d der Tölpel. Mnl . ors geht wie ahd. ras (> mhd. ras > nhd. Ross) zurück auf älteres hros (dazu auch engl, horse). Durch Schwund des anlautenden h vor Konsonant (wie im Deutschen) und Metathese entstand die mittelniederländische Form. Ein beliebtes Stilmittel waren auch Diminutiva auf mnl . -kln, dem Pendant zu mhd, chen,
Слайд 61Semantische Neubesetzung ererbter Wörter
Semantische Neubesetzung ererbter Wörter findet sich vor
allem im Bereich der ethischen Begrifflichkeit. Es handelt sich um
Schlüsselwörter wie beispielweise
ere, mäje, minne, seelde, stsete, triuwe.
Слайд 62ere
Mhd. ere ist die ältere (Schreib-) Form von nhd. Ehre
und ist als era >Ehre, Ansehen, Glanz, Vorzug, Auszeichnung, Ehrerweisung,
Zierde, Würde«.
In Kontexten der höfischen Literatur beinhaltet ere aber eine innerliche, ethische Qualität, die nicht notwendigerweise vom äußeren Prestige abhängt (diesem aber durchaus zuträglich sein kann). Für dieses Verständnis war ere »die Norm, die die adelige Gesellschaft in Bezug auf das wünschenswerte Handeln ihrer Mitglieder setzte «.
Слайд 63maze
Mhd. maze geht zurück auf ahd. maza >Maß, Dimension«, eine
Ableitung vom Verbum mezzan »messen«, hatte also ursprünglich eine sehr
konkrete Bedeutung. Diese Bedeutung lebt auch weiter. z.B. im Bereich der Künste und Architektur.
Im neuen, höfisch ethischen Sinn bedeutet maße jedoch die Charakterstärke, die es dem Individuum ermöglicht Affekte und Leidenschaften zu beherrschen.
Слайд 64minne
• Mhd minne der wohl zentrale Begriff der klassischen mhd.
Dichtung, geht zurück auf ahd. minna und bedeutete „Liebe, Zuneigung“,
und zwar auch mit sexuellen Konnotationen.
Слайд 65selde
Mhd. selde (< ahd. salida), das als Abstraktum vom selben
Stamm (sali-) abgeleitet ist wie das Adjektiv selig diente in
althochdeutschen Übersetzungen und Glossen vorwiegend zur Wiedergabe von lat. felicitas und fortuna, hatte die meist positive Bedeutung »günstiges Geschick, Glück, gute Lebensumstände«. Im Kontext von Minnesang und Artusepik bezeichnet selde das letztlich von Gott geschenkte Glücksgefühl, das aus gelungenem Frauen- und Ritterdienst resultiert.
Слайд 66staete
Mhd. staete, eine alte Abstraktbildung zum Adjektiv ahd. statt
»beständig« (im Mittelhochdeutschen gleichlautend ebenfalls steste) ist Grundbedingung für minne,
saelde, triuwe und andere höfische Tugenden.
Слайд 67triuwe
Mhd. triuwe, ebenfalls ein Abstraktum neben einem gleichlautenden Adjektiv, geht
zurück auf ahd. triuva, das auch in rechtlichen Kontexten verwendet
wurde und »Vertragstreue« bedeutete.
Die durch die triuwe gestiftete Identität bestand in der Verlässlichkeit [...] der Person in Bezug auf ihren Charakter sowie die von ihre eingegangenen Bindungen und Verpflichtungen«
Слайд 68Wortbildung im Mittelhochdeutschen
Komposition, Ableitung und Präfixbildung das Mittelhochdeutsche steht
in Kontinuität zum Althochdeutschen (ebenso wie zum nachfolgenden Frühneu- und
Neuhochdeutschen).
Teilweise wirkten althochdeutsche Strukturtypen fort, teilweise wurden sie modifiziert oder durch neue Bildungsmuster verdrängt.
Слайд 69Komposition :
Im Mittelhochdeutschen nahm allmählich die Zahl der (seit Jacob
Grimm so bezeichneten] unechten Komposita zu.
z. B. kirchengelt »Kirchenzins«
oder goteshus »Gotteshaus, Kirche«.
Im Gegensatz dazu sind echte Komposita schon im Althochdeutschen gut bezeugt. Ursache für die Entstehung unechter Komposita ist die Tendenz zur Nachstellung von Genitivattributen
z.B. kirchen gelt »Zins der Kirche«, gotes hus »Haus Gottes«),
Слайд 70Derivation : Eine wichtige Neuerung des Mittelhochdeutschen gegenüber dem Althochdeutsehen
im Bereich der Derivation hangt mit der Edsilbenanschwächung zusammen: Wortbildungsmorpheme,
die phonetisch mit einem auslautenden Vokal identisch waren, wurden in der Entwicklung zum Mittelhochdeutschen hin zu e abgeschwächt. Zwar haben lexikalisierte Bildungen dieses Typs bis ins Neuhochdeutsche überlebt (z.B. Größ-e, Reis-e), doch wurde das hochgradig homonyme Suffix -e seit dem Mittelhochdeutschen nicht mehr zu neuen Wortbildungen verwendet.
Слайд 71Andere, formal deutlichere Suffixe traten an dessen Stelle.
Suffix zur Bildung
von Abstrakta -heit,
für Nomina agentis -ere,
für Nomina actionis
–unge.
Die Entwicklung hatte sich zwar bereits im Althochdeutschen und Altsächsischen angebahnt, doch wurden Suffixe wie -heit mit der Variante -keit, schaft, -tuom, -bere erst auf mittelhochdeutscher Stufe reihenbildend.
Слайд 72Wortartendifferenzierung :
Das Mittelhochdeutsche kannte noch eine Reihe gleichlautender Substantive und
Adjektive wie z. B. grim 1. >Grimmgrimmig
1. >Zorn<, 2. >zornig<; leit 1. >Leid<, 2. >schmerzlich<.
Die Tendenz ging dahin, solche Adjektive mittels Ableitungssuffixen vom zunächst gleichlautenden Substantiv formal zu unterscheiden. Es kommt zur Bildung von grimmig, zornig, leidig.
Слайд 73Der frühneuhochdeutsche Wortschatz
Слайд 74Ein Teil des Wortschatzes veraltet, kommt aus dem Gebrauch und
wird durch andere Wörter verdrängt:
michel (>groß),
lützel (>klein),
jehen
(>sagen),
dagen (>schweigen),
minne (>Liebe) u.a.
Слайд 75Viele Wörter weisen eine weitere Bedeutungsentwicklung auf:
arebeit (früher “Mühsal”,
“Not”),
geheim (früher “zum Hause gehörig”),
list (früher “durch gute
höfliche Lebensart ausgezeichnet”) u.a.
Слайд 76Der Wortschatz der werdenden gemeindeutschen Literatursprache wird durch landschaftliche Sprachvarianten
bereichert
wehmut, düster, schlau, stottern stammen aus dem Niederdeutschen;
gleich,
ertrinken, närrisch, verwunden sind oberdeutscher Herkunft.
Слайд 77Handel
Im 14.-15. Jh. wird das Lateinische aus dem kaufmännischen Sprachgebrauch
immer stärker zurückgedrängt.
Es entsteht der kaufmännische Sonderwortschatz auf deutscher
Grundlage (Mackler, Stapel, Fracht, Gesellschaft, Kaufhaus, Schuld, Wechsel).
Der deutsche Wortschatz bereichert sich auch durch die Entlehnungen aus dem Italienischen (Lombard, Bark, Konto, Kredit, Kapital, Kasse, Kontor) und verschiedenen orientalischen Sprachen (Zitrone, Zucker, Muskat, Konfekt).
Слайд 78Seefahrt
Hier finden wir sowohl gemeingermanische (Mast, Ruder, Schiff, Segel) als
auch entlehnte (italienischer, spanischer und arabischer Herkunft) Lexik: Barke, Flotte,
Golf, Kai, Kajüte, Kapitän, Kompaß, Marine.
Später wurden auch zahlreiche niederdeutsche und niederländische auch zahlreiche niederdeutsche und niederländische Fachausdrücke übernommen (Boot, Jacht, Matrose, Maal).
Dazu kamen auch Entlehnungen aus dem Englischen (Log, Lotze).
Слайд 79Buchdruckerei.
Seit dem 15. Jh. bereichert sich der Sonderwortschatzdurch deutsche (Buchdrucker,
Buchbinder, Verlag, Fliegenkopf, Zwiebelfisch u.a.) sowie lateinische Fachausdrücke (Abbreviatur, Autor,
Exemplar, Format, Korrektor, Manuskript).
Слайд 80Durch die Humanisten erscheinen im Deutschen lateinische und griechische Entlehnungen
in der Kirchen- und Rechtssprache, im Wortschatz des Bildungswesens, der
Wissenschaft (Alphabet, Extrakt, addieren, Medizin, Logik, Patient, Philosophie, plus, Text, zitieren) der Kunst, des gesellschaftlichen Lebens (appellieren, Akademie, Examen, Fakultät, Demokratie, Ferien, Melodie, Minister, Nummer)
Слайд 81Ins Deutsche drangen auch zahlreiche lateinische Entlehnungen mit den Suffixen
–ant, -ent, -ion, -at
Musikant, Medikament, Präsident, Operation, Advokat.
Слайд 82Wortbildung im Frühneuhochdeutschen
Der Ausbau des indigenen frühneuhochdeutschen Wortschatzes verläuft in
den Bahnen von Komposition, Derivation und Präfixbildung.
Слайд 83Komposition blieb eine Domäne der nominalen, vor allem substantivischen Wortbildung.
Die Menge der »unechten Komposita« nahm erheblich zu.
Substantivkomposita können
Konkreta und - im Frühneuhochdeutschen sehen in zunehmendem Maße - auch Abstrakta als Zweitglieder enthalten:
Слайд 84• Konkreta: Die vergleichende Übersicht über Lemmata mit anlautenden
enthält
mehrere Beispiele für Komposita, die für das Mittelhochdeutsche noch nicht
lexikographisch gebucht sind bruederhaus, vischwasser, sanndtbrieff
Слайд 85Abstrakta: Zahlreiche Komposita mit abstraktem Zweitglied wurden aber auch zur
Bezeichnung abstrakter Sachverhalte neu gebildet wie badenfart >Reise an einen
Badeort < ; bärengejeide >Bärenjagd<
Слайд 86Pejorative Verstärkung: Typisch für die reformationszeitliche Polemik sind Bildungen mit
Erz- wie z.B. erznarr, -sünder, -hure, -teufel.
Слайд 87Metaphorische Komposita begegnen ebenfalls sehr häufig in polemischen und agitatorischen
Texten. Beispiele sind Komposita mit dem Erstglied affen- wie affenbuch
„ betrügliche Schrift“; affengesetz „unsinniges Gesetz“
Слайд 88Derivation
Derivation erzeugte reihenweise abgeleitete Substantive, Adjektive und Verben. Dabei verstärkte
sich im Frühneuhochdeutschen die Tendenz zur Zuordnung des Vokals e
(phonetisch [a]) zu Flexionsmorphemen, während Wortbildungsmorpheme mit Nebenakzent auch volle Vokale [-bar, -lieh, -ung, -heit) enthalten können.
Слайд 89Substantivische Ableitung
Substantivische Ableitung ergab im Frühneuhochdeutschen eine Masse neuer Lexeme.
Dabei wurden weitgehend ererbte Strukturmuster fortgeführt, allerdings auch funktional modifiziert.
Слайд 90Das Suffix -e wurde auf den Bereich physikalischer Eigenschaften (z.B.
kälte, wärme, schärfe), körperlicher Befindlichkeiten (z. B. heisere >Heiserkeit
>Lahmheit<) und menschlicher Eigenschaften (z.B. blöde >Blödheit<, sanfte >Sanftheit< , schöne >Schönheit< ) reduziert.
Im weiteren Verlauf wurde -e auch in den beiden letztgenannten Gruppen durch deutlichere Suffixe, vor allem -heit/-keit, verdrängt, weshalb im Neuhochdeutschen Ableitungen mit diesem Suffix dominieren.
Слайд 91Das Suffix -ung bildete reihenweise Verbalabstrakta, teilweise in Konkurrenz zu
suffixlosen postverbalen Bildungen und älteren ablautenden Verbalabstrakta wie wachsung :
wuchs, genießung : genuss, reizung : reiz, Schließung : Schluss, teilweise zu substantivierten Infinitiven. Hier kommt es ebenfalls zur Variantenauslese oder sekundären Funktionalisierung.
Слайд 92Das Suffix-er erweiterte seinen Funklionshereieh und wurde zunehmend nicht nur
zur deverbalen Bildung von Nomina agentis verwendet, z.B. Typus achter
zu richten, luiter zu hüten, sondern auch zur Ableitung von substantivischen Basen, wobei ganz allgemein zum Ausdruck kommt, dass der mit der er Ableitung Bezeichnete etwas mit dem zu tun hat, du mit der Ableitungsbasis bezeichnet wird, z.B. episteler Lektor- zu epistel
Слайд 93• Das Suffix-ling wurde zur Ableitung von Personenbezeichnungen verwendet und
ist ein gutes Beispiel dafür, wie textsortenspezifische und kommunikationssituative Präferenzen
die Wortbildung beeinflussen, denn insbesondere in der konfessionellen Polemik der Reformationszeit begegnen zahlreiche pejorative Personenbezeichnungen auf -ling wie römling, päpstiing (beides abwertend für Katholiken), abtrünnling, peinling, fressling usw.
In der frühneuhochdeutschen Fachliteratur werden -ling-Bildungen jedoch auch ohne solche Konnotationen gebraucht, z.B. spitzling >Stachel<, fundeling >Findling< .
Слайд 94Adjektivische Ableitungen
Adjektivische Ableitungen erfolgten mit den aus älteren Sprachstufen erbten
Suffixen -ig, -icht, -lieh, -bar, -haft, -sam, -isch.
Teilweise überschneiden
sich deren Funktionsbereiche: Neben undenklich wird auch undenkbar verwendet, neben wunderlich auch wundersam und wunderbar.
Im Laufe des Frühneuhochdeutschen (und Neuhochdeutschen) kommt es auch hier zur Variantenreduktion bzw. zu sekundärer Funktionalisierung. In der Gegenwartssprache sind beispielsweise wunderlich, wundersam und wunderbar keine Synonyme
Слайд 95Einige Kompositionsglieder wurden zunehmend reihenbildend, verlieren ihre volle Bedeutung und
entwickelten sich dadurch zu Suffixen, z.B.
-reich in trostreich, gnadenreich,
-würdig in lobwürdig, hochwürdig,
-meßig in rechtmeßig, wortmeßig
Слайд 96Präfixbildung
Präfixbildung findet vor allem bei Verben statt. Man kann unterscheiden
zwischen Modifikations- und Transpositionsbildungen.
Modifikationsbildungen sind Präfixbildungen zu einfachen Verben
ohne Wortartwechsel (z. B. bei-, durch-, widerstehen zu stehen).
Transpositionsbildungen sind Verben, die von anderen Wortarten abgeleitet sind wie z. B. teilen (desubstantivisch von teil) oder mindern (deadjektivisch von minder).
Слайд 97Die frühneuhochdeutsche Verbalbildung weist eine Reihe sehr produktiver Präfixe auf,
z. B. be-, ent-, miss-, ver-, zer-, und tendiert mitunter
zu pleonastischen Bildungen, in denen das Präfix eine Bedeutungskomponente des Simplex zusätzlich zum Ausdruck bringt wie in den Fällen beadeln, beloben, zerscheitern
Слайд 98Präfixbildung geht im Frühneuhochdeutschen häufig einher mit gleichzeitiger Suffigierung und
führt zu Verbalbildungen wie
befestigen (neben befesten zu fest),
befeuchtigen (neben
befeuchten zu feucht),
befogligen jemandem einen Vormund setzen - (neben befogten zu fogt).
Слайд 99Nominalisierungsverbgefüge
Nominalisierungsverbgefüge, worunter feste Verbindungen aus Nomen und Verb versteht, die
alternativ zu Simplizia gebraucht werden können (Typ nhd. Antwort geben
für antworten) liegen bereits in Textbeispielen des 15. Jh.s. vor: Ob er euch fragät, warumb er die frag thät, so sprecht, das man sich darnach wiss zu richten und nit irr.
Thuet hierinn vleis und seit nit säumig,
Ward nit schinbar gotz grechtikait, do er von der sund wegen.
Die Fügung frage tun konkurriert mit fragen,
Слайд 100 Abkürzungen
Akronyme
Kurzwörter
Initialwörter
Слайд 101Akronyme
Akronyme, die ausbuchstabiert und mit Endbetonung ausgesprochen werden, wie WM
Akronyme,
deren Buchstaben silbischen Wert annehmen mit Anfangsbetonung, wie NATO
Akronyme, deren
Initialen sich zu einem phonetischen Wort zusammenfügen, wie AIDS
Mischformen aus Initial- und Silbenbildung, wie Azubi oder BAföG.
Слайд 102Kurzwort
Kurzwörter lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden:
danach, welcher Teil des
ursprünglichen Wortes erhalten bleibt:
Kopfwort: „Lok“ für Lokomotive; „Auto“ für Automobil,
aber nicht für Autokrat oder ähnliche; „Kilo“ für Kilogramm, aber nicht für Kilometer oder ähnliche. Sehr oft besteht das Kurzwort wie in diesen Fällen aus den ersten ein oder zwei Silben des Ursprungswortes. Es gibt aber auch:
Endwort/Schwanzwort: „Bus“ für Omnibus
Klammerwort/Klammerform/Klappwort: „Kirschblüte“ für Kirschbaumblüte; "Pappenstiel" für *Pappenblumenstiel
Rumpfwort: „Lisa“ statt „Elisabeth“ (Name)
danach, ob nur Anfangsbuchstaben oder -silben zur Kürzung verwendet werden:
Akronyme/Initialwörter „AT“, „CDU“, „LKW“, „PKW“, „SPD“, „UNO“ bzw.
Silbenkurzwörter wie „Kripo“, „Schupo“ (Schutzpolizist)
Mischkurzwörter aus Akronym und Silbenkurzwort wie „Unimog“ (Universalmotorgerät, Originalschreibung), Degussa (Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt), „AWO“ (Arbeiterwohlfahrt)
danach, ob nur ein Teil des Ausgangswortes gekürzt wurde:
partielles Kurzwort: „Pauschbetrag“, „S-Bahn“, „U-Boot“, „ABC-Waffe“, „D-Zug“, „G-Punkt“, „TV-Star“, „U-Bahn“, „U-Haft“, „Ü-Ei“, „V-Mann“. (Diese Beispiele sind von formikonischen Wörtern zu unterscheiden.)